Mit Dickhäutern lockerleicht denken
Und zack ist die Lücke gefüllt! Mit breitem Grinsen setzt Christian seinen blauen Elefanten auf das eben gelegte Kärtchen – endlich ist die rote Fläche fertig! Weiter geht’s mit dem nächsten Dickhäuter-Dompteur und der Herausforderung, formschöne Plättchen strategisch zu platzieren. „Kerala“ ist schneller erklärt, als dieser Text geschrieben ist – und hat eine Spieltiefe wie der Abdruck eines Elefantenfußes im Morast.
Apropos Morast: Den gilt es zu überdecken und mit quadratischen Plättchen einen Festplatz zu legen. „Kerala“ ist eine Provinz in Indien, in der alljährlich ein großes Elefantenfest startet. 100 Plättchen in fünf Farben werden in einen Stoffbeutel gefüllt. Jeder Spieler bekommt ein Start-Quadrat und zwei Elefanten, und los geht’s. Jeder baut für sich.
Das Spielziel ist recht einfach: Am Ende des Spiels, wenn das letzte Plättchen gelegt worden ist, sollte jeder Spieler aus den fünf Farben fünf Farbflächen gelegt haben. Jedes einzelne Plättchen zählt nämlich Minuspunkte. Neben ein paar Sonderpunkteregeln werden die Elefanten addiert – auf jedem Kärtchen sind ein, zwei oder drei Dickhäuter abgebildet. Sonderpunkte gibt es für Platten, die eine Farbe enden und eine neue starten lassen.
Der Spielablauf ist ebenfalls ganz einfach. Reihum ziehen die Spieler Kärtchen aus dem Sack und legen sie offen auf den Tisch. Bei vier Spielern sind dies vier Kärtchen, und der Spieler, der sie gezogen hat, sucht sich als Erster eines aus. Das Kärtchen muss sofort an ein vorhandenes gelegt werden, aber nur dort, wo sich ein Elefant in der Nachbarschaft befindet. Einer der beiden Holz-Dickhäuter wird nun auf das neue Plättchen gesetzt. Dann wählt der nächste Spieler sein Kärtchen, bis die Runde um, also das letzte gezogene Kärtchen verbaut ist. Der nächste Spieler zieht nun wieder neue Plättchen, und so weiter.
Lediglich zwei weitere Spezial-Kärtchen muss man kennen. Mit dem einen kann ein bereits liegendes Plättchen umgelegt, mit dem anderen auch der zweite Elefant umgesetzt werden. Das alles lässt eine Menge Raum für taktische Bauideen. Interessant auch die Möglichkeit, ein neues Plättchen auf ein vorhandenes zu legen. Das kann eine Spielsituation schlagartig verbessern. Jeder baut ja für sich – und kann auch ein bisschen zocken und hoffen, dass er ein passendes Kärtchen legen darf, um eine Lücke zu füllen.
Wir haben „Kerala“ in einer Runde gespielt, in der ausschließlich ambitionierte Spieler saßen. In einer weiteren Runde waren vor allem Gelegenheitsspieler am Tisch. In einer dritten haben sich unterschiedliche Spielertypen gemischt. Je nachdem, von welchem Schlag die Spieler sind, entwickelt sich auch eine Party „Kerala“ – von knifflig mit Schach-Flair bis lockerflockig mit Spaß an dem schönen Spiel.
Denn das ist „Kerala“. Holzelefanten mit schicken goldenen Schnörkeln, wie man sie aus Indien kennt, kräftige Farben der Plättchen, ein edler Stoffsack und fein gedruckter Wertungsblock im Pergament-Look: „Kerala“ könnte man sich glatt als Schmuckstück offen in einer Vitrine im Wohnzimmer aufgebaut vorstellen.
Übrigens: Wer auch immer dieses Spiel mit mir gespielt hat, hat Spaß daran gehabt. Die Gelegenheitsspieler, die hier und da mal am Stadtrand von Leipzig zu einem Spieleabend zusammenkommen, haben nach der ersten sofort eine zweite Partie spielen wollen. Ein größeres Kompliment kann man einem Lege-Strategiespiel für die ganze Familie, das reichlich Tiefgang besitzt, nicht machen.
KERALA
Verlag: Kosmos
Autor: Kirsten Hiese
Spieler: 2 – 5
Altersempfehlung: Offiziell 8+, Total verSPIELt 5+
Geeignet für: Einsteiger + Familie + Kenner
Links: